Das Wandern ist des Chores Lust

„Was sind denn das für Schafe?“, fragten sich wohl die Schafe des Johannisthaler Landschaftsparks, als sich ihnen Mitglieder der Kantorei und des Gemeindechores Johannisthal am 20.10.2018 in einer größeren Gruppe lautstark näherten…

Noch wenige Wochen vor dieser Begegnung der anderen Art entschied man sich beim geselligen Beisammensein nach der Chorprobe spontan zu einem Chorwandertag mit vielleicht ungewöhnlichem Streckenverlauf – nämlich durch eigentlich bekannte Gegenden in direkter Umgebung der Kirchengemeinde.

Die bunte Truppe startete an einem schönen Samstag um 11 Uhr an der Kirche, entdeckte die Nachbarschaft neu (Wer hätte gedacht, dass es in Johannisthal ein Komponistenviertel gibt!?) und enterte dann den Landschaftspark bei schönstem Sonnenschein. Die Mundharmonika dabei, wurden hier schon erste Lieder angestimmt. Die besagten Schafe hatten den Spuk schnell hinter sich: Sie konnten mit dem eigentümlichen Blöken der Sängerinnen und Sänger verständlicherweise nicht viel anfangen und waren daher nicht zu irgendeiner Kommunikation bereit. Man begab sich auf das Adlershofer Wissenschaftsgelände und den Campus der HU. Dort stolperte man fast staunend über eine Reihe Food-Trucks eines kleinen Festivals.

Spontan wurde die erste Pause eingelegt und zum heiteren Verzehr von Bieren aus kleinen privaten Brandenburger Brauereien sowie diverser teils ungewöhnlicher Köstlichkeiten genutzt. Schon hier hätte man in lustiger Runde versacken können, hätte man sich nicht tapfer die gesam-ten 12 km der geplanten Wegstrecke vorgenommen.

Weiter ging die Tour über den Teltowkanal, durch Wald und Flur bis zur Fährstation Grünau. Es wurden nachbarschaftliche Selbstbedienungstheken mit Äpfeln, Trauben und Allerlei leergefegt – nicht ohne Geld dafür im rostigen Briefkasten zu hinterlassen.

Die Fähre ließ nur kurz auf sich warten und bereicherte die Gruppe um einen weiteren Wandersmann. Auch der Fährmann hatte am Abendbrottisch jenes Tags sicher etwas zu erzählen – die laaaange Fahrt (Gott sei Dank nicht auf einer hölzern Wurzel) wurde nämlich lautstark musikalisch begleitet, was auch die restlichen Gäste des Schiffes zu erheitern schien.

Auf der anderen Seite angekommen, pausierte man in der winzigen Strandbar mit großspurigem Namen „Trattoria Di Mare“ und staunte dort über die technischen Finessen eines hochmodernen Handtuchspen-ders im Waschraum, der nicht nur mit den Händen zu bedienen war. Da die Strandordnung laute Musik verboten hat, verweilte die Gruppe lieber nur kurz bei Kaffee, Bierchen, Eis und Wärmeofen und machte sich alsbald auf den Weg gen Rübezahl.

Nach wenigen Metern stießen wieder Radwanderer aus dem Chor zur Gruppe, die nun langsam eine beachtliche Größe erreichte. Scheinbar von Sinnen, aber eigentlich nur im Taumel der sonnigen Herbstgefühle warf man sich in bunte Laubhaufen, bevor man erneut in einen herrlichen Wald einbog, der die letzte besonders schöne Wegstrecke darstellte. Um ca. 15 Uhr kamen die Chorlinge in Rübezahl an und staunten, wie kurz ein Weg erscheint, wenn man ihn in bester Gesellschaft und eifrigem Gespräch zurücklegt. Auch am Zielort dort erwarteten noch Einzelne die Gruppe.

Zum Wärmen gab es eine Feuerschale, Glühwein und was Leckeres zu Essen. In gemütlicher Runde ließen alle den schönen Nachmittag ausklingen und stellten fest: Das Wandern ist des Chores Lust!

Vielleicht wurde an diesem zauberhaften Herbsttag eine neue Tradition geschaffen…

Ihre Marie Klug